Von Neum aus geht’s wieder über die kroatische Grenze, und zwar nach Dubrovnik. Spätestens seit Game of Thrones ist die Stadt den meisten ein Begriff, denn in der Serie hat sie „King’s Landing“ gespielt. Zum Glück hab ich mich schon vorher informiert, wo man parken kann. Denn mit dem Auto durch Dubrovnik zu kurven, bereitet ungefähr so viel Freude wie die achte Staffel von Game of Thrones. Nicht nur ist die Stadt vollgestopft mit Autos, die es alle sehr eilig haben, auch das Straßennetz ist selbst mit Navi äußerst unübersichtlich. Dubrovnik ist einen steilen Hang entlang gebaut, also muss man sich ohne Schachbrett-Straßenmuster orientieren. Stattdessen gibt es viele Einbahnen und enge Kurven. Auf der Hauptstraße bewegt sich der Verkehr nur stockend voran, doch Obacht vor verdächtig leeren rechten Spuren! Denn 100 Meter weiter könnte sich herausstellen, dass man nun auf eine Einbahnstraße in die völlig falsche Richtung abbiegen muss. Diese führt dann ein, zwei Kilometer lang in die völlig falsche Richtung, ohne die Möglichkeit, umzukehren. Und hat man es dann auf die Einbahn in die Gegenrichtung geschafft, kann es gut sein, dass man von dieser auf die Straße, auf die man eigentlich wollte nicht abbiegen darf. Immer wieder sage ich mir „Zum Glück ist es September, vor ein paar Wochen wäre es noch schlimmer“, auch, wenn ich das kaum glauben kann.
Nicht so überlaufen, aber sicherlich sehenswert, ist das Weinmuseum. Jahrhundertelang war die Weinproduktion einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Region und das Einschmuggeln von Wein aus anderen Städten stand unter strenger Strafe. Im Leben der Menschen spielte Wein eine große Rolle, so wurden in den 1360ern in Dubrovnik etwa zwei Millionen Liter jährlich konsumiert. Das entspricht 517,5 Liter pro Kopf! Wobei der Wein in dieser Zeit wohl weniger Alkohol enthielt und ein wichtiges Lebensmittel war.
Am Nachmittag beginnt es zu regnen und ich beschließe, noch zum Aussichtspunkt über der Stadt zu fahren. Wahrscheinlich war das schlechtere Wetter ein Segen, denn bei Sonnenschein ist auf der engen Straße nach oben sicher die Hölle los. So kann ich die Aussicht immerhin in Ruhe genießen, und die ist die Fahrt allemal wert.
In Dubrovnik bzw. der Umgebung zu übernachten, ist ziemlich teuer. Mal ganz davon zu schweigen, dass ja auch das Parken ein Vermögen kostet. Also fahre ich wieder nach Bosnien und Herzegowina, nach Ivanica, direkt an der Grenze. Auch wenn die Stadt nur ein paar Kilometer von Dubrovnik entfernt ist, sind die Quartiere dort spottbillig. Zwar braucht man für die Überquerung der EU-Außengrenze ein paar Minuten, doch verglichen mit dem Stau am Weg raus aus Dubrovnik geht die Einreise blitzschnell.
Man isst auch recht preiswert in Bosnien und Herzegowina. Und gut, und großzügige Portionen. Weil ich so begeistert vom Abendessen bin, besuche ich das Lokal „Drijen“ auch zum Frühstück wieder.
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7 Euro für das Frühstück und zwei Kaffee. Da kann man sich es sich schmecken lassen! |
Meine Reise führt mich ins nächste Land: Montenegro. Viel hab ich schon gehört von der Bucht von Kotor, die traumhaft schön sein soll. Zuerst halte ich aber in dem kleinen Städtchen Herceg Novi, nur ein paar Kilometer nach der Grenze mit Kroatien. Fast fühlt man sich wie in einer ruhigeren Mini-Version von Dubrovnik. Überhaupt sehen sich die Altstädte an der dalmatischen Küste recht ähnlich, mit ihren beigen Kalkstein-Wänden und engen Gassen. Ich besichtige auch das Forte Mare, eine massive Festung, mit deren Bau im 14. Jahrhundert begonnen wurde.
Dann fahre ich ein in die Bucht von Kotor, die auf der Karte an die Silhouette eines Engels erinnert. Je weiter ich in die Bucht hinein komme, desto langsamer geht es voran. Vor allem in den Städten steht man im Stau. Eigentlich wollte ich in Perast, der Stadt in der Mitte der Bucht, einen Stopp einlegen, entscheide mich aber aufgrund der Verkehrshektik dagegen. Und von der vermeintlichen Idylle der Bucht bekomme ich leider auch nicht viel mit.
Richtig schlimm wird es, als ich mich Kotor nähere. Kotor, das Juwel der Bucht, Kotor, Destination unzähliger Kreuzfahrtschiffe, Kotor, der Tourismus-Hotspot Montenegros. Dass ich da nicht alleine bin, hab ich schon erwartet. Aber, dass es so schlimm ist, hätte ich nicht gedacht.
Für die letzten fünf Kilometer in Kotors Zentrum brauche ich rund 90 Minuten in zermürbendsten Stop-And-Go-Verkehr. Eine Umfahrung gibt es nicht, also sammeln sich auf dieser Straße nicht nur Touristen, die Kotor besuchen möchten, sondern auch jene, die weiter die Küste entlang Richtung Budva fahren. Und natürlich auch Montenegriner:innen, die ihre Alltagswege zurücklegen müssen. Später finde ich heraus, dass Stau in und um Kotor ein bekanntes Problem ist. Ich hatte also nicht einfach nur Pech, sondern das ist wohl zu erwarten.
Eigentlich wollte ich gar nicht mehr stehenbleiben, sondern einfach nur so schnell wie möglich weg. Doch da der stockende Verkehr kein Ende zu nehmen scheint, fahre ich doch in ein Parkhaus. Nur, um dem Stau eine Weile lang zu entkommen.
Am Hafen von Kotor ankert ein Kreuzfahrt-Koloss. Dementsprechend viel los ist auch auf den Straßen der Altstadt. Nach meiner Nacht in Bosnien und Herzegowina wird mir fast schlecht, wenn ich die Preise sehe. Überhaupt wirkt die Altstadt mehr wie ein Einkaufszentrum in Kalksteinmauern. Vielleicht trübt meine angespannte Stimmung meine Wahrnehmung, aber mein Aufenthalt in Kotor war sicher nicht das ganze unnötig verbrannte Benzin wert.
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.... und dann ruiniert auch noch das schiache Schiff die Aussicht :( |
Ein kleines Highlight gibt es jedoch: das Katzenmuseum, welches sich dort aufgrund es montenegrinischen Namens der Stadt, Cattaro, angesiedelt hat. Für nur einen Euro Eintritt gibt es hunderte Exponate zu sehen – historische Texte über Katzen, Postkarten, Zeichnungen und mehr.
Der Weg raus aus Kotor ist nicht weniger zermürbend. Selbst zehn Kilometer nach der Ausfahrt, als ich endlich zu meinem Quartier abbiege, stockt der Verkehr auf der Hauptstraße noch. An meinem ersten Tag in Montenegro hab ich also nicht viel mehr gemacht, als Benzin zu verbrennen. Da kann’s ja nur besser werden…
Das wird es zum Glück auch. Ich fahre nach Budva, eine Stadt, die zwar auch eine höchst touristische Bettenburg ist, aber mit weit weniger Verkehrschaos als Kotor. Am Vormittag besichtige ich die Altstadt, und auch, wenn sie den anderen, die ich bereits besucht habe, sehr ähnelt, kann ich sie deutlich mehr genießen als Kotor oder Dubrovnik. Es ist noch kühler, die Stadt wacht gerade erst auf und bereitet sich auf den Tag vor. Noch drängen sich die Touristenmassen nicht durch die Gassen oder an den Strand.
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Die Ruhe vor dem (An-)Sturm. |
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Wo eine Eiskugel nur einen Euro kostet, ist die Welt noch in Ordnung. |
Am Nachmittag gehe ich Tauchen. Das ist ziemlich cool! Viele bunte Fische, und ein Sonnenuntergang am Boot. Montenegro hat mich doch noch überzeugt.
Foto und Video: Budva PADI Dive Center |
Weiter die Küste entlang in den Süden geht es am nächsten Tag. Ich fahre durch einen weitläufigen Olivenhain in die Valdanos-Bucht. Der Strand ist nicht ganz so exklusiv, wie der Geheimtipp mit Klettersteig, aber dank ein paar Kilometern Entfernung zur nächsten Stadt auch angenehm ruhig. Statt Sand oder Kieseln gibt es ziemlich große Felsbrocken. Ohne auszurutschen ins Wasser zu gelangen, ist gar nicht so einfach. Dafür ist die Unterwasserwelt umso bezaubernder. Auf den Felsen wachsen Pflanzen und Anemonen, Fische in schillernden Regenbogenfarben schwimmen umher. Schade, dass ich keine Unterwasserkamera mithabe, denn der Anblick war wirklich magisch.
Ich schnorchle die Felswand entlang, als es plötzlich ziemlich kalt wird, und ich nichts mehr sehe. Denn hier gibt es auch einige Quellen, von denen Süßwasser direkt ins Meer rinnt. Eine ist sogar so groß, dass man problemlos hineinschwimmen kann. Zumindest kurz, denn ohne Neoprenanzug hält man es in dem erfrischenden Quellwasser nicht lange aus. Aber der Blick aus der dunklen Höhle hinaus ins strahlend-blaue Meer ist unbeschreiblich. Hätte ich doch nur eine GoPro…
Die Nacht verbringe ich in Ulcinj und natürlich spaziere ich auch wieder durch die Altstadt. Endlich fühle ich mich mal nicht wie in der SCS. Statt internationalen Modemarken befinden sich hier fast nur Restaurants. Okay, also vielleicht wie im Foodcourt der SCS. Mit perfektem Blick auf den Sonnenuntergang genieße ich einen fangfrischen Seebarsch.
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