Vom südlichsten Teil Montenegros aus will ich die Grenze nach Albanien überqueren. Davor muss ich allerdings noch eine Lösung für mein einziges Autoproblem der bisherherigen Reise finden: mein vorderes Kennzeichen fällt nämlich wiederholt ab. Das erste Mal passierte es in Samobor. Ich hab es zwar geschafft, das Blech zurück in die Halterung zu bekommen, aber nachdem mir Passanten merkwürdige Blicke zuwerfen, biege ich bei der nächsten Gelegenheit auf einen Supermarkt-Parkplatz ein. Mit Schreck muss ich feststellen, dass das Kennzeichen zwar noch in der Halterung steckt, die Halterung aber schief, nur noch mit einer einzigen Schraube befestigt, an der Stoßstange hängt.
In meiner Nervosität und ohne Werkzeug schaffe ich es nicht, die Schraube wieder zu befestigen und setzte mich frustriert auf den Boden. Drei junge, kroatische Männer bemerken meine missliche Lage und bieten ihre Hilfe an. Nur wenige Momente später hat einer der Drei die Schraube auch schon wieder festgedreht und Kennzeichen sowie Halterung sitzen wieder fest am rechten Platz.
Die Schrauben sollten auch die restliche Reise lang halten, aber nicht das Kennzeichen selbst. Zweimal fällt es noch herunter, bei der Valdanos-Bucht und in Ulcinj. Beide Male hatte ich das Glück, dass es nicht auf holprigen Straßen, sondern am Parkplatz passiert ist. Und, dass hilfsbereite Fremde mich darauf aufmerksam gemacht haben. Aber jetzt hab ich es sicherheitshalber ins Auto gelegt, um es nicht endgültig zu verlieren.
Immerhin ist Montenegro ein verhältnismäßig gutes Land, um ohne Kennzeichen zu fahren. Für Einheimische dauert es oft mehrere Wochen, bis sie nach dem Autokauf ein Kennzeichen ausgestellt bekommen. Deswegen wird es seitens der Polizei meistens geduldet, ohne zu fahren. Auf Montenegros Straßen sieht man auch wirklich ziemlich viele kennzeichenlose Autos. Und ich hab ja immerhin noch das hintere.
Aber wenn ich über eine internationale Grenze fahren möchte, sollte ich das wahrscheinlich besser mit beiden Kennzeichen tun. Blöderweise ist Sonntag, die Mechaniker haben geschlossen. Ebenso die meisten Geschäfte. Mir bleiben also nur Tankstellen.
Und tatsächlich finde ich eine – ziemlich teure – Rolle Panzertape. Damit befestige ich das Kennzeichen bombenfest. Ich weiß ja, warum ich normalerweise immer Klebeband im Gepäck hab. Natürlich hab ich es dieses Mal, wo ich es dann wirklich gebraucht hab, daheim gelassen.
| Der Grenzübergang nach Albanien ist definitiv der hübscheste, den ich je gesehen hab. | 
Jedenfalls, für die restliche Reise bereitet mir das Kennzeichen keine Probleme mehr und ich kann die Grenze überqueren. Ich werde nur eine Nacht in Albanien verbringen – eigentlich hauptsächlich, um noch ein weiteres Land zu bereisen. Albanien, das Land mit der ersten KI-Ministerin der Welt. Ja, wirklich. In Shkodra suche ich vergebens nach einem Parkplatz. Nicht nach einer Parklücke, ich finde einfach keinen Wegweiser zu einem Parkhaus oder öffentlichem Parkplatz. Und das, obwohl ich zuvor natürlich Google Maps konsultiert habe, und eigentlich, glaub ich zumindest, an den richtigen Orten gesucht hab. Wobei das natürlich ein User- bzw. Kathi-Problem sein kann.
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| Der Blick von meinem Hostel aus zum Skutarisee und dahinter nach Montenegro. | 
Naja, es wirkt ohnehin recht hektisch in der Stadt und außerdem hat es an diesem Tag stolze 33 Grad. So weit im Süden ist es auch Mitte September noch ziemlich heiß. Ich checke in mein Hostel etwas außerhalb der Stadt ein und bin unendlich dankbar, dass das Einzelzimmer eine Klimaanlage hat. Ich beschließe, erst wieder am Abend, wenn es kühler ist, hinauszugehen.
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| Sehr cool finde ich an der Albanischen Landschaft die hohen Berge direkt hinter der Ebene. | 
Etwas später fahre ich also zum Skutarisee, der größte See Südeuropas, durch den die Grenze zwischen Albanien und Montenegro verläuft. Leider gibt es an der Stelle, die ich besuche, keinen Spazierweg oder so, und nach dem kristallklaren Meerwasser lädt der doch recht trübe See auch nicht gerade zum Plantschen ein. Aber dafür genieße ich ein sehr günstiges Abendessen mit Seeblick.
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| Idyllischer Abend am Skutarisee. Warum ist da ein Auto im Wasser? Keine Ahnung. | 
Viel hab ich leider nicht gesehen von Albanien. Ich will das unbedingt nachholen, denn die Berglandschaft ist aus der Ferne beeindruckend, die Strände sollen sehr schön sein und vor allem die Preise sind unschlagbar: Mein Einzelzimmer mit Frühstück kostet gerade mal 15 Euro.
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| Das Frühstück nach meiner 15-Euro-Nacht. Nice!! | 
Nach dem kurzen Ausflug nach Albanien geht es also zurück nach Montenegro, und zwar in die Hauptstadt Podgorica. Kurz bevor ich die eigentliche Stadt erreiche, mache ich bei dem „Niagara Wasserfall“ halt. Allerdings ist Mitte September nicht die ideale Jahreszeit, denn der Cemi Fluss hat nur sehr wenig Wasser. Trotzdem ist die Felsschlucht und das strahlend blaue Wasser ziemlich beeindruckend. Es ist immer noch komplett klar, keine Algen sind in Sicht.
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| Der einzige "Wasserfall" ist der beim Eingang. | 
In Podgorica nehme ich wieder an einer „Free Walking Tour“ teil. Ein sehr viel angenehmeres Erlebnis als in Split, denn unsere Gruppe ist deutlich kleiner und die Stadt ist auch generell nicht so überlaufen.
Podgorica hat den Ruf, eine von Europas uninteressantesten Hauptstädten zu sein. Zwar ist die Region schon seit der Steinzeit besiedelt, aber aufgrund von Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg stehen kaum noch historische Gebäude.
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| Der Uhrturm ist eines der wenigen noch stehenden Bauwerke aus der Zeit des Osmanischen Reiches in Podgorica. | 
Unser Guide Tatjana erklärt auch, warum auf den Straßen der Stadt oft so wenig los zu sein scheint: Im Sommer sind Temperaturen von über 40 Grad keine Seltenheit, sogar auf 50 Grad klettern die Thermometer während besonders heißen Mittagsstunden. Die Menschen halten sich tagsüber deswegen in den Häusern auf – Klimaanlagen sind absolut notwendig. Oder sie fahren ans Meer oder auf die umliegenden Berge.
Mit der Abenddämmerung erwacht die Stadt allerdings. Das ganze Jahr über, aber vor allem in den Sommermonaten, gibt es kostenlose, öffentlich zugängliche Kulturveranstaltungen – Filme, Konzerte, etc. Wer sich also nur tagsüber in Montenegros Hauptstadt aufhält, verpasst den Großteil der Action.
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| Auch an diesem Abend finden Konzerte statt. | 









 
 



 
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